Donnerstag, 8. September 2016

Die Gefährten des Blauen Mondes #4

Ich kann nicht sagen, ob lediglich ein paar Minuten oder ein paar Stunden vergangen waren, seit ich meine Augen geschlossen hatte. Aber mit einem Mal wurde ich etwas unsanft aus dem Schlaf gerissen, als mich Finias an der Schulter schüttelte.
"Luc, wach auf. Ich habe neue Informationen"
Um mich herum waren alle schon wach und starten mich an, wie das Monster aus der Tiefe.
"Du bist doch eine Frau, oder?" beäugte mich Eo skeptisch. "Du schnarchst schlimmer als ein Holzfäller!" Wie bitte? Aber mal ehrlich: ich bin ein halber Wolf, was hatte sie erwartet?
"Jali schreibt in seinem Tagebuch über einen gewissen Burdas. Er hatte ihn unter Beobachtung, da er mitbekommen hatte, dass Burdas ein paar der Ratsherren von Gondalis erpresst hat. Außerdem schreibt Jali, Burdas hätte einen unbewiesenen Mord auf dem Kerbholz und würde mit den Dalmariern zusammen arbeiten.
Weiter hat er jemanden namens Nikodaris Denario beobachtet - wohl besser bekannt als 'Der Baron'. Der Baron pflegt auffällig viele Kontakte und Beziehungen in der Stadt. Er richtet regelmäßig Feierlichkeiten in seinem Anwesen aus, die Jali wohl verdächtig vorkamen. Dort sollen unter anderem auch Gaukler und fahrendes Volk zur Unterhaltung anwesend gewesen sein. Er hat die Feierlichkeiten immer von der Straße aus beobachtet und einmal sogar versucht, in den Besitz der Gästeliste zu kommen. Aber der Baron hat anscheinend einen großen, aggressiven Wachhund, der Jali vertrieben hat, noch bevor er in die Nähe des Anwesens kommen konnte. Jali schreibt, der Hund sei so aggressiv gewesen, dass der vargische Hundführer Mühe hatte, ihn zurück zu halten.
So viel zu den Informationen. Mir fiel allerdings auch auf, dass dieses Tagebuch keinerlei private Informationen beinhaltet. Rembarik, muss Jali an irgendjemanden Bericht erstatten?"
"Ob er das muss, weiß ich nicht. Ich weiß lediglich, dass er jemanden in Farukan Bericht erstattet. Aber wem genau und worüber kann ich euch nicht sagen."
"Jetzt müssen wir überlegen, was wir mit diesen Informationen anfangen."
"Vom Baron habe ich schon mal gehört. Ich kenne einige Leute in der Stadt. Wenn ihr wollt, kann ich mich ein bisschen umhören." warf Artis ein. "Das wäre wunderbar" dankte ihm Finias "Ich überlege gerade, ob wir uns vielleicht als Unterhaltungskünstler bei einer der Feierlichkeiten einschleichen können. Kannst du tanzen, Eo?" "Tanzen" fragte Eo leicht entsetzt "Ein bisschen vielleicht."
"Luc, begleite du doch Artis in die Stadt, während ich mit Eo etwas einstudiere, um uns beim Baron einzuschleusen."
Eigentlich wäre ich lieber da geblieben. Denn Eo versuchte bereits mit wippender Hüfte und wackelndem Kopf so etwas wie einen Tanz auszuführen. Und was ich sehen konnte, amüsierte mich einfach königlich. Aber mit Artis würde es wahrscheinlich am Ende doch spannender werden.

Ich machte mich mit Artis auf den Weg in die Stadt. Wir liefen etwas abseits der Hauptstraße entlang, zwischen Hinterhöfen und Unterständen hindurch. Immer wieder sprach er vereinzelt Leute an. Er sprach sehr leise, so dass ich nicht hören konnte, was er sagte. Ich sah lediglich, dass die Leute den Kopf schüttelten oder mit den Schultern zuckten.
Wir waren vielleicht eine halbe Stunde unterwegs als sich Artis an eine größere Gruppe zwielichter Typen wandte. Sie waren groß, hatten Narben und sahen nicht aus, als würde ich freiwillig mit ihnen Geschäfte machen.
Er brabelte irgendwas von Dalmariern und Schutzgeld. Mit einem mal wurde er kreidebleich und machte einen Schritt zurück. "Das sind Blutfäuste" wisperte er.
Einer der zwielichten Typen machte ebenfalls einen Schritt nach vorne und hob ihm eine Faust unter die Nase. "Was hast du da eben gesagt? Weißt du eigentlich, mit wem du hier sprichst?" brüllte er und schubst Artis unsanft weg.
Mit einem Satz stand ich mit gezogenem Zweihänder vor ihm.
"So, nicht!" Aber auch ich wurde einen Moment später eines besseren belehrt. Denn hinter der kleinen Gruppe tauchten mit einem mal immer mehr finster drein schauende Gestalten auf. Es waren mindestens 20 Mann.
Ein kurzer Blick genügte und mir war klar, dass selbst ich dieser Gruppe nicht gewachsen war. Ich hielt mein Schwert fest in der linken Hand und schnappte mir Artis Arm mit der rechten und rannte los. Ich bin eine gute Läuferin und selbst für einen Varg  außergewöhnlich schnell.
Ich rannte kreuz und quer durch die Unterstadt, die wütenden Verfolger dicht auf den Fersen.
Irgendwann wurde der Abstand jedoch immer größer und größer bis ich sie irgendwann erst nicht mehr hören und dann auch beim Blick über die Schulter nicht mehr sehen konnte.
Ich bog ziemlich abrupt in einen Hinterhof ab und ließ Artis hinter einem fein säuberlich gestapelten Haufen Holz fallen. Er war immer noch kreidebleich und seine Schulter sah leicht deformiert aus.
Er war nicht gerade schnell und so hatte ich ihn wohl die meiste Zeit mehr oder weniger hinter mir her geschleppt. Ich versuchte erst mal wieder zu Atmen zu kommen.
"Bist du wahnsinnig" brüllte ich ihn an, kaum das ich wieder zwei, drei ordentliche Atemzüge gemacht hatte. "Ich dachte, du weißt, was du tust? Was sollte das? Ohne mich wärst du wahrscheinlich tot und selbst mit mir bist du nur einen Steinwurf davon entfernt!" Artis versuchte eine Antwort zu stammeln, ließ dann aber lediglich den Kopf mit schuldbewusster Mine nach unten sinken. Er hatte wirklich Mist gebaut und das wusste er besser als jeder andere.
Ich konnte mich jedoch kaum einkriegen. Selten hatte ich etwas so dämliches gesehen!
"Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?" "Ich...Es...Es tut mir so Leid... Ähm...Mhh" Er bekam keinen sinnvollen Satz zu Stande. Und, seinem verzerrten Gesicht nach zu urteilen, musste er wirklich ziemliche Schmerzen haben.
"Los, steh auf" knurrte ich "Wir müssen zurück zum Handelshaus. Irgendjemand sollte sich deine Schulter ansehen." Ich steckte meinen Zweihänder weg und half ihm auf die Beine. Dann lugte ich um den Holzhaufen herum, um sicher zu gehen, dass uns keiner gefolgt war. Noch so eine Konfrontation konnte ich aktuell nicht brauchen. Es war alles ruhig.
Still schweigend marschierten wir zurück zum Handelshaus.

Als wir über den Seiteneingang das Lager betraten, spielte Finias immer noch auf seiner Flöte. Eo bewegte sich im Takt dazu und machte dabei nicht mal so eine schlechte Figur. Ich hatte es mir wirklich schlimmer vorgestellt. Als sie Artis erblickte, erstarrte sie in der Bewegung und riss die Augen auf.
Sie rannte auf ihn zu. "Artis, was ist passiert? Sag schon, Artis! Was ist passiert?"
"Dein lieber Artis hat hier wohl doch nicht so gute Kontakte, wie er behauptet!" sagte ich schnippisch. "Er hat ein paar falsche Sachen zu einer Gruppe Blutfäusten gesagt und das beinahe mit seinem Kopf bezahlt...""...und Lucretia hat mich gerettet! Ich habe noch nie jemandem so schnell rennen sehen! Ohne sie, hätten die Kleinholz aus mir gemacht!"Artis verhaspelte sich fast, so schnell hatte er diese drei Sätze gesagt. Finias kramte in seinem Rucksack und zog sein Erste Hilfe-Set hervor.
"Die Schulter ist ausgekugelt. Das wird jetzt kurz weh tun, aber danach geht es dir besser" Als Finias die Schulter ruckartig bewegte, schrie Artis das halbe Handelshaus zusammen. Und dann verstummte er. Er war immer noch bleich. Aber seine Schmerzen schienen tatsächlich besser zu sein.
"Du musst dich jetzt erst Mal ausruhen, Artis. Ich werde mich erst Mal alleine beim Baron umsehen."
"Ich lass dich bestimmt nicht alleine durch diese Stadt irren, Finias. Hier lauern die Gefahren an jeder Ecke." sagte ich. "Ich werde dich begleiten."

Wir verließen das Lager und machten uns auf den Weg.
Wir brauchten fast zwei Stunden, um das Anwesen des Baron zu erreichen, denn wir hatten wieder den Weg außen rum genommen. Ich hatte zwar Lust auf eine handfeste Prügelei, aber ausrauben wollte ich mich nicht lassen.
Das Anwesen befand sich direkt an an einer Hauptstraße auf den Alabasterhöhen, welche allgemein hin auch als Oberstadt bekannt waren. Es war eine prunkvolle Villa in einer großen Parkanlage, die von einer kniehohen Mauer umgeben war. Na gut, bei mir war die Mauerkniehoch. Bei allen anderen ging die Mauer eher bis zur Hüfte. Warum waren die auch so klein!
Die Villa war zweistöckig mit einer Kuppel in der Mitte. Die Zufahrt vor dem Gebäude war etwas erhöht.
Links neben der Villa stand ein alter Geräteschuppen.
Und rechts neben der Villa stand ein Unterstand unter dem eine... Nein, das konnte nicht sein! ...eine geschlossene, schwarze Kutsche vor die zwei schwarze Pferde gespannt waren! Ein dummer Zufall? Wohl eher nicht...
Wir gingen auf die Mitte der Hecke zu, in der ein schweres, schmiedeeisenes Tor eingelassen war. Geziert von einer silbernen Münzen!
Das konnte doch nicht war sein! Das hier MUSSTE der Ursprung allen Übels sein!

Vor dem Tor standen 2 Wachen. Sie musterten uns skeptisch.
"Guten Abend, die Herren" grüßte Finias freundlich.
"Guten Abend. Können wir euch helfen?"
"Mein Name ist Finias und ich bin fahrender Musikant. Ich habe gehört, dass der Baron Gaukler und fahrendes Volk beschäftigt und wollte mich nach einer Anstellung erkundigen."
"Ihr?" Die Wache zeigte mit dem Finger auf Finias "Direkt beim Baron oder beim fahrenden Volk?" Er grinste gehässig.
"Ich bin natürlich nicht allein!" bezeugte Finias "Mich begleiten eine wunderhübsche, tanzende Albin, ein staatlicher Alb - ein begnadeter Geschichtenerzähler - und ein weißer Wolf! Der Rest wartet lediglich in unserer Unterkunft." "Und wer ist sie?" Die Wache nickte in meine Richtung. "Das ist unsere Tierführerin. Sie betreut den Wolf. Ist schließlich kein Schoßhündchen" Ich hoffe, er hatte mit dem Schoßhündchen Fenris gemeit und nicht mich. Aber er klang bei allem, was er sagte, so überzeugend, dass selbst ich anfing, ihm zu glauben!
"Es ist bereits sehr spät. Ich denke nicht, dass der Baron noch jemanden empfängt. Ich werde aber nachfragen gehen." Und damit verschwand eine der Wachen.
"Und ihr haltet hier Tag und Nacht zu zweit Wache? Das ist bestimmt sehr anstrengend" erkundigte sich Finias.
"Wir arbeiten in Schichten. Zwei tagsüber und zwei nachts. Ich muss meistens nachts ran" sagte die Wache zähneknirschend.
"Kein Glück mit den Würfeln?" "Karten. Ich bin da einfach nicht gut drin..."
"Es gibt immer jemanden, der schlechter spielt, als man selbst. Unsere Albin ist hübsch, aber dumm. Ihr würdet sie haushoch besiegen!" Warum pries er denn jetzt Eo wie ein frisches Stück Fleisch an? Wollte er etwa bewirken, dass die Wachen sich auf sie stürzten und ihren Job vernachlässigten? Ich wusste es nicht.
"Und was werden hier so für Feste gefeiert? Bälle? Bankette?" "Der Baron veranstaltet Feste der gehobenen Art. Guter Wein und noch bessere Gespräche. Er versammelt schließlich nur hohe Kaufleute, Ratsherren der Stadt und andere wichtige Leute in seinem Haus. Gelegentlich wird getanzt. Jedoch eher die Unterhaltungskünstler. Aber meistens bekommen wir relativ wenig mit."
"Hat der Baron oft Gäste im Haus?" "Seit seine Frau vor etwas mehr als einem Jahr starb, eigentlich nicht mehr. Aktuell beherbergt er lediglich die 5 Gaukler. Aber auch die schlafen in Zelten neben dem Haus."

Es war ca eine halbe Stunde ins Land gegangen, als die andere Wache wieder auftauchte. "Es ist sehr spät. Der Baron empfängt heute keinen Besuch mehr. Wenn ihr ihn sprechen wollt, so kommt Morgen am frühen Nachmittag wieder. Wenn ihr direkt mit den Gauklern sprechen wollt, so finet ihr diese morgen ab der 2.Sonnenstunde auf dem Seidenplatz bei ihrer Vorführung."
"Natürlich, dafür haben wir Verständnis. Vielen Dank für die Mühe, die ihr euch gemacht habt. Auf dann..." Und mit diesen Worten machten wir uns wieder auf den Weg.
"Merk dir bitte, dass im 2. Stock, im Fenster ganz rechts Licht brannte" zischt mir Finias im Gehen zu.

Wir beschlossen, uns angesichts der Tatsache, dass wir bereits hier oben sind, noch ein Bier im "Goldenen Würfel" zu gönnen. Aber natürlich tut Finias nichts ohne Hintergedanken. "...vielleicht treffen wir dort ja auch den Varg oder Talida..."
Wir betraten den prunkvollen Innenraum der Spielhalle und sahen uns um. Tatsächlich, hinten an der Bar saß ein ergrauter Varg bei einem Humpen Bier. Gut, dass wir auch gerade zur Bar wollten!
Wir setzten uns neben ihn und bestellten jeder einen Humpfen Bier. Finias bestellte eine Plöre, die durch Farbe und Geruch eher an dreckiges Bachwasser erinnerte, als an Bier. Aber, na gut.
Der Varg hatte schütteres Fell und war über und über mit Kampfnarben übersät. Leider sah es in meinen Augen eher nach Narben von verlorenen Kämpfen aus.
Finias versuchte den Varg in ein Gespräch zu verwickeln, ohne preiszugeben, dass wir angeheuert wurden, Jali zu finden. Er stammelte und stotterte eine Lüge nach der anderen, während der Varg immer skeptischer und wortkarger wurde.
"Jali ist verschwunden. Sein Mitarbeiter Rimbarik hat uns beauftragt ihn zu finden" grätschte ich in das Gespräch. "Verschwunden? Warum habt ihr das nicht gleich gesagt?" Er schenkte Finias einen Blick, der Empörung und Irritation beinhaltete. "Das ist seltsam. Ich wollte mich heute hier mit ihm treffen!" "Warum wolltet ihr ihn treffen?" "Ich habe Informationen für ihn. Aber ich glaube nicht, dass wir hier weiter reden sollten."
Er legte Geld auf den Tresen, stand auf und machte eine Kopfbewegung Richtung Tür. Ob es sinnvoll war, mitten in der Nacht mit einem fremden Varg mitzugehen? In einer Stadt, in der Menschen ausgeraubt, erpresst und entführt wurden? Für Finias schien dies kein Problem zu sein. Er zahlte ebenfalls und stand auf. So ein Narr! Aber ich konnte ihn ja schlecht alleine lassen.

Wir folgten dem Varg einige Querstraßen weit zu seiner Wohnung. Unterwegs erkundigte ich mich nach seinem Namen. "Kurrdur. Und ihr?" "Bria Lucretia" "Freut mich euch kennenzulernen, Wächterin." Dieses verfluchte Symbol.
Wir erreichten das Haus, in dem er wohnte und betraten seine Wohnung.
"Nun, welche Art von Informationen habt ihr für Jali?"
"Ich sollte für ihn einige Informationen bezüglich der Gaukler des Barons sammeln. Ich fand heraus, dass sie jeden Tag auf einem anderen Platz auftreten. Sie sind zu fünft. Eine Akkrobatin - eine unglaublich attraktive Albin, ein Jongleur und sein Bruder der Musiker - beides Menschen, ein Gnom, der sich als Illusionist betätigt,  ein vargischer Tierführer, der zusätzlich als starker Mann im Armdrücken gegen das Volk antritt. Und sie haben einen großen Hund dabei.
Außerdem sind sie nicht nur für die Unterhaltung des Barons zuständig, er nutzt sie auch als Lakeien." Sehr interessant!
"Außerdem habe ich ihm Informationen zu einem Ratsmitglied gesammelt, das von einem dubiosen Geschäftsmann erpresst wurde, um die Richtung bei der nächsten Versammlung in eine bestimmte Richtung zu lenken. Der Rest ist lediglich Klatsch und Tratsch"
"Ist das alles, was ihr Jali zu sagen hattet?" "Ja. Wir hatten uns erst kürzlich unterhalten. Da hatte ich ihm bereits so einige Informationen gegeben." "Welche Informationen waren das?" "Das kann ich euch leider nicht einfach so sagen. So ganz kostenlos..." Dieses Schlitzohr versuchte doch tatsächlich, uns die Informationen zu verkaufen! "Und wie viel meint ihr, sollte uns eine solche Information wert sein" raunte ich. "Jali bezahlt mit 1 Lunar pro Information." "1 Lunar?" schaltete sich nun auch Finias wieder ein "Das klingt nach einem lukrativen Handel. Nun ist Jali nicht nur verschwunden - er wurde entführt! Und wir wurden angeheuert, um ihn zu finden. Wenn wir ihn nicht finden, dann könnt ihr auch keine Geschäfte mehr mit ihm machen. Und das wäre doch wohl das größere Elend, als uns kostenlos die Informationen zu geben, die eventuell zur Aufklärung des Falls beitragen könnten." Die Klatsche hatte gesessen! Kerrdur sah ihn erschrocken aus, fügte sich dann aber. Er erzählte uns all das, was wir früher am Tag bereits in Jalis Tagebuch gelesen hatten. Na wenigstens hatten wir für diese Informationen nicht bezahlt!
Außerdem erzählte er uns, dass Jali wirklich Bericht nach Farukan erstattete. Es ging dabei um Klatsch, aber auch um Informationen für die man im Wirtshaus besser nicht nur ein Ohr offen halten musste. Sein Ziel sei es wohl, das Macht- und Beziehungsgeflecht der Reichen und Mächtigen der Stadt, so wie deren Freunde zu verstehen.
Das klang ganz danach, als sei unser lieber Jali ein farukanischer Spitzel!
"Beantwortet mir eine Frage. Wenn Burdas oder die Dalmarier hinter der Entführung stecken. Wie gut stehen die Chancen, dass Jali noch lebt?" erkundigte sich Finias, nachdem Kerrdur seinen Monolog angeschlossen hatte. "Wie lange ist er denn bereits verschwunden?" "3 Tage" "Wenn ihn die Dalmarier haben, dann fehlen ihm wahrscheinlich ein paar Finger. Wenn Burdas ihn hat, dann fehlt ihm wahrscheinlich der Kopf!" Ich schluckte. Das waren ja tolle Aussichten.
Wir machten uns zum Gehen bereit. "Wo finde ich euch, wenn ich neue Informationen habe?" Bei Rimbarik im Handelskontor". Wir brachen auf.

Es war zwischenzeitlich Mitternacht und der Weg zurück zum Handelshaus zog sich schier endlos dahin.
Die Tür zum Lager war verschlossen und so mussten wir klopfen. Nach ein paar beherzten Fausthieben gegen die Tür, hörten wir auf der anderen Seite Eo.
"Wer ist da?" "Finias, bitte mach die Tür auf." "Wer?" "Finias. Und Luc ist auch bei mir." "Wer ist Luc?" fragte es genervt und müde von der anderen Seite der Tür, während sich diese einen Spalt weit öffnete. "ICH bin Luc!" blaffte ich gefrustet und drückte die Tür vollständig auf.
"Ich dachte du heißt Bria? Was denn nun?" sagte Eo entnervt. "Du brauchst auch gar nicht so genervt tun, du dummes Wolfsvieh!" Ich war furchtbar müde und hatte wirklich keinen Nerv für Eos blöde Masche. Ich wusste wirklich nicht, ob sie so naiv und anstrengend war oder ob sie eine wirklich gute Schauspielerin war. Aber in diesem Moment war es mehr als egal. Ich schnappte sie an der Hüfte und setzte sie auf einen der höchsten Kistenstapel. Aufgeräumt!
"Sehr beeindruckend" sagte sie in einem mehr als schnippischen Tonfall.
Ich hielt es für besser, sie einfach zu ignorieren und mich schlafen zu legen.
Finias murelte noch etwas von "Wer als erster Wach ist, weckte den Rest" und dann versank ich in einen unruhigen Schlaf.